Sonntag, 13. Juni 2021

Caprivi - Graf, Zipfel, Streifen und Region

Caprivi - das ist weder eine italienische Insel noch ein namibischer Freiheitskämpfer, sondern ein preußischer Offizier und der direkte Nachfolger von Otto von Bismarck als Reichkanzler von 1890 bis 1894. Sein beeindruckender vollständiger Name lautet Georg Leopold Graf von Caprivi de Caprera de Montecuccoli. 

Caprivi ist aber gleichzeitig der Name des seltsamen Anhängsels im Nordosten des namibischen Staatsgebiets. Dieser 'Zipfel' (engl.'Strip') wird Caprivi-Zipfel oder Caprivi-Streifen, heute korrekterweise auch Sambesi-Region genannt.

Geschichte
Der Zusammenhang zwischen dem preußischen Reichskanzler und dem Zipfel liegt in der Historie, genauer der Vorgeschichte Nambias als Deutsch-Südwestafrika. Mit dem sogenannten "Helgoland-Sansibar-Vertrag" vom 1. Juli 1890 tauschten das Deutsche Reich und das Vereinigte Königreich einige Territorien und Rechte. Verhandlungsführer auf deutscher Seite war der o.g. Leopold von Caprivi. Deutschland verzichtete in dem Vertrag auf seine (theoretischen) Ansprüche auf Sansibar und Witu und erhielt von Großbritannien die deutsche Hochseeinsel Helgoland und eine schmale Landverbindung zwischen Deutsch-Südwest (Namibia) und dem Sambesi. Ziel Deutschlands war es, eigentlich, über den Caprivi-Streifen zum Sambesi und weiter nach Deutsch-Ostafrika im heutigen Tansania eine Landverbindung zu etablieren. Dieser Plan blieb letztlich eine unverwirklichte Idee.

Nach fast 20 Jahre im Dornröschenschlaf wurde 1908 der Offizier Kurt Streitwolf zu einer Expedition durch den Caprivizipfel geschickt. Dieser war zwar von der landschaftlichen Schönheit und dem Tierreichtum der Region fasziniert, fand aber keine Bodenschätze und bewertet auch den Nutzen des Gebietes für eine landwirtschaftliche Nutzung eher skeptisch. Von einer Besiedlung riet er deutlich ab. "Ein Land, das in der Regenzeit von Moskitos verpestet und voll tropischer Malaria ist und in der Trockenzeit viel Schwarzwasser hat, ist keine Gegend für weiße Besiedlung." Und weiter: "Die weiße Frau bleibt auf alle Fälle besser diesem Lande fern." (Quelle Deutsche Welle: https://www.dw.com/de/wie-namibia-zu-einem-zipfel-kam/) Nach der deutschen Kapitulation in Namibia 1915 übernahm Südafrika die Verwaltung Namibias einschließlich des Caprivi, das auch mit der Unabhängigkeit 1990 weiter namibisches Staatsgebiet blieb. 

Natur und Landschaft

Was Hauptmann Streitwolf vor über 100 Jahre noch abschreckte, ist heute der Grund für viele Touristen, den Flora und Fauna des Caprivi zu besuchen: Der Caprivi ist die wasserreichste Region Namibias und gilt in der Kombination aus den ergiebigen Niederschlägen in der Regenzeit mit den ganzjährig wasserführenden Flüssen Okawango, Kwando und Sambesi fast schon als Tropenparadies mit dichten Wäldern entlang der Flussläufe und Sümpfe und dazwischen Trockenbuschsavanne.

Dank des enormen Wasserreichtums ist der Caprivi auch eine der wildreichsten Gegenden Namibias, die durch mehrere Nationalparks und Reservate in Angola, Namibia und Botswana geschützt werden. Da die Parks nicht eingezäunt sind, wandern große Tierherden ungehindert durch die Region. Im Sommer ist das Klima zu heiß und schwül, im namibischen Winter von Mai bis September wird es nachts angenehm kühl (12-15°C) und tagsüber bis zu 30°C warm. 

Viele touristische Lodges der Region liegen direkt an eine der großen Flüsse und bieten - je nach Wasserstand - Safarifahrten mit dem Boot an. Wir werden in drei Lodges entlang des Caprivi-Streifens jeweils drei Tage als Basis übernachten und hoffen im Idealfall auf solche Bilder: 


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